Über uns

Rahel Perrot (*1985), geplant kinderfrei

Eigentlich wusste ich es schon immer. Ich hatte einfach nie den Mut, es laut auszusprechen: Ich will keine Kinder. Der Reflex, mich sogleich erklären und rechtfertigen zu müssen, ist gross. Sehr gross. Noch immer scheint das Nein auf die Frage, ob frau denn Kinder habe oder wolle, erklärungsbedürftig. Und ja, ich gebe es zu: Auch ich erkläre mich. Nicht immer gleich rasch, nicht immer gleich ausführlich, nicht immer gleich ehrlich. Es kommt sehr auf die fragende Person und die Situation an. Aber wieso genügt ein Nein nicht?

Ich liebe es, stundenlang über Gott und die Welt zu philosophieren. Dinge gedanklich zu sezieren und festgefahrene Muster zu hinterfragen. Mit dem Podcast „expectations – geplant und ungeplant kinderfrei“ habe ich mir mit Katrin zusammen solch einen Ort des lauten Nachdenkens geschaffen. Nachdenken darüber, was es heute in der Schweiz bedeutet, eine Frau zu sein. Darüber, wie ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben geführt werden kann und wie vielfältig die heutigen Lebensentwürfe sein können – wenn wir denn zu uns und unseren Bedürfnissen stehen. Der Podcast entstand aber ganz klar auch aus einer sehr persönlichen Krise, da engste Freundinnen Mütter wurden.

Nebst dem Kognitiven, und als Ausgleich dazu, liebe ich es aber genauso, mit meinen Händen kreativ zu sein: nähen, stricken, malen,… das sinnliche Erlebnis durch Stoffe, Farben und Materialien und das Erschaffen mit meinen eigenen Händen empfinde ich als sehr befriedigend. Beruflich bin ich seit 2019 als selbstständige Texterin und Kommunikationsberaterin tätig. Seit 2021 arbeite ich zudem in einem Teilzeitpensum für den Dachverband der gemeinnützigen Wohnbauträger in der Kommunikation. Mit meinem Partner lebe ich in Zürich Oerlikon. Ich bin Gotti zweier Mädchen (*2017 & *2021).


Das war nicht immer so. Hätte mir jemand meinem 25-jährigen Ich erzählt, dass ich irgendwann alles dafür tun würde, Kinder zu bekommen, hätte ich laut losgelacht. Mit abschätzigem Blick hätte ich gesagt: “Ich? sicher nicht. Ich will keine Kinder”, und hätte den Rest Gin Tonic in meinem Glas ausgetrunken.

Meine Kinderwunschreise begann spät, als ich 37 Jahre alt war. Zusammengefasst: Nach zwei Fehlgeburten empfahl meine Frauenärztin, ein Kinderwunschzentrum aufzusuchen. Drei Inseminationen, eine In-vitro-Fertilisation, eine dritte Fehlgeburt, unzählige Tests und Arztbesuche später: kein Kind. Aber: ein Podcast. 

Das Thema „kinderfrei“ fasziniert mich. Immer wieder merke ich, wie sich der „Default: mit Kind“ in mein Leben drängt. Eine grosse Mehrheit der Menschen wünscht sich Kinder – überall auf der Welt – bei den Meisten funktioniert das. Kinder zu haben (und zu wollen) gehört zur Norm. Während meiner „akuten“ Kinderwunschzeit liefen mir ständig dieselben Geschichten über den Weg. Diejenigen von Frauen und Paaren, die bis ans Ende der Welt gehen, um schwanger zu werden oder auf eine andere Art ein Kind zu bekommen. Alle endeten damit, dass am Ende auf wundersame Weise ein Kind zur Welt kam. “Happy Ends”, bei denen es mit dem Kinderkriegen nicht klappte, fand ich hingegen keine. Noch immer nicht, oder eher selten. Obwohl zwei Drittel aller Menschen, die Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen, kinderfrei bleiben. Ein Tabu? Ich will etwas dagegen tun. Und so entstand dieser Podcast.

Beruflich bin ich seit über 15 Jahren als Kommunikationsberaterin tätig. Seit Herbst 2021 wohne ich mit meinem Mann in Washington, D.C., ganz nach dem Motto “Und nun auf zu Plan B”. Wie es ist, sich in einem fremden Land ein neues Leben aufzubauen (in Covid-Zeiten), darüber könnte ich einen zweiten Podcast machen. Washington, D.C. ist eine Stadt, die mich immer wieder zum Staunen bringt: über die vielen Strassen, über die imposanten Monumente und Museen entlang der Mall, über den Müll und die vielen Ratten, über die schier unglaubliche Anzahl von Restaurants, die Burger anbieten, über die unzähligen Sonnenstunden (vor allem im Herbst), über den Begriff der Freiheit, der hier so anders definiert wird als in Europa, über die tollen Street-Art-Häuserfassaden, über die vielen Autos, die mit „Soccer Mom“-Aufkleber herumfahren, über die vielen absurden Regeln, über die unzähligen Eichhörnchen und farbigen Spechte im Garten, … Ich geniesse es, wieder reisen zu können und das unglaublich grosse Land Schritt für Schritt, Tag für Tag neu zu entdecken.

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